Jahresübersicht 2013
7. Januar 2013
Umbruch, stetiger Prozess, Revolution, kleine Schritte – wie die Gesellschaft verändern?
Pünktlich zum neuen Jahr fragt der Rote Montag danach, wie sich die Veränderung der Gesellschaft denken lässt. Als radikale Linke träumen wir ja öfter mal vom Kommunismus, von der herrschaftsfreien Gesellschaft, von der freien Assoziation freier Individuen oder einfach davon, „ohne Angst verschieden sein zu dürfen“. Aber wie stellen wir uns den Weg von hier nach dort eigentlich vor? Wollen wir auf den Tag der Revolution hinaus? Oder geht es eher um einen stetigen Prozess der gesellschaftlichen Veränderung, der lange dauern wird? Schreiten wir fragend voran? Oder wissen wir wie’s geht? Und: Wohin soll es eigentlich gehen? Oder muss man das nicht wissen?
Diese Fragen werden wir beim Roten Montag angehen. Zunächst werden Vertreter_innen einiger der am Roten Montag beteiligten Gruppen und weitere Einzelpersonen ihre Vorstellung von gesellschaftlicher Veränderung in 5 Minuten skizzenhaft vorstellen. Nach diesen kurzen Statements wollen wir in eine offene Diskussion übergehen, zu der wir alle Anwesenden herzlich einladen!
Auch wenn es etwas spät ist: Wir lassen zum neuen Jahr noch einmal für alle die Sektkorken knallen!
7. Januar 2013 | 20Uhr | von und mit [Roter Montag]
4. Februar 2013
Die kurdischen Bewegungen und der Nationalismus – Einführung in die kurdische Thematik.
kein Text
4. Februar 2013 | 20Uhr | von und mit Kurd-SV
4. März 2013
Darum Feminismus!
Buchvorstellung
kein Text
4. März 2013 | 20Uhr | von Antifa-AG mit Affront (Hrsg.)
1. April 2013
Sozialer Protest in der Krise
Podiumsdiskussion
Die Krise des europäischen Kapitalismus und seiner Verwaltungsinstanzen befindet sich mittlerweile im siebten Jahr. Für die Peripherie Europas hat sie bisher ziemlich drastische Zumutungen zur Folge. Die Massenarmut in Griechenland oder Spanien nimmt eine neue Qualität an. Die soziale Verelendung nimmt zu. Die europäischen Staaten reagieren mit der Austeritätspolitik, welche die ökonomischen Zwänge durch behördlichen Druck und von der EU verordnete Spardiktate ergänzt. Das ist einerseits der Ausgangspunkt neuer sozialer Bewegung, die die Risse des Kapitalismus nicht mehr zukitten will, sondern versucht Alternativen zum herrschenden Chaos zu denken und zu entwerfen. Solche Ansätze sind aber nach wie vor marginalisiert. Reaktionäre Bewegungen, nicht nur in Griechenland („Goldene Morgenröte“) und in Ungarn, finden viel Beifall in Krisenzeiten. Rassistische, nationalistische und sozialchauvinistische Hetze gegen die „Pleitegriechen“(Bild) sind besonders in Deutschland der Normalfall. Deutschland generiert sich als Krisengewinner, der sich zusammen mit Frankreich die ökonomische Potenz in Europa sichert. Doch auch im Zentrum des europäischen Kapitalismus gibt und gab es Widerstand. Zentral waren im letzten Jahr die Proteste am 31. März und die Blockupy Aktionstage im Mai, die 2013 wieder aufgenommen werden. Von einer sozialen Gegenhegemonie ist nicht zu sprechen. Was eine antikapitalistische Bewegung erfüllen müsste, damit sie dies werden kann und was sie bisher falsch gemacht hat, wollen wir mit einem Referenten der Antifa Frankfurt und dem Hamburger Autoren Justin Monday diskutieren.
1. April 2013 | 20Uhr | von Gruppe Kritik & Intervention mit Justin Monday und Antifa-FFM
6. Mai 2013
Die radikale Linke und der Anarchismus
Was hat die eine mit dem anderen zu tun?
Beim Roten Montag im Mai wird :uniLinks! – linksradikale und herrschaftskritische Gruppe an der Uni Bielefeld – von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Anarchist*innen in den USA und der radikalen Linken im deutschsprachigen Raum erzählen. Dazu wird CrimethInc. vorgestellt, ein us-amerikanisches Kollektiv, das als das einflussreichste anarchistische Projekt der letzten 15 Jahre gilt, viel diskutiert und auch stark kritisiert wurde. Im Anschluss wollen wir mit euch die Bedeutung von Anarchismus für die radikale Linke vor Ort bzw. für unsere eigenen Zusammenhänge und Gruppen diskutieren.
6. Mai 2013 | 20 Uhr | von und mit :uniLinks!
3. Juni 2013
Parlamentarismus – Chance oder Reformismus
2013 finden Bundestagswahlen statt. Eine Wahl zwischen Pest und Cholera? Bietet Parlamentarismus überhaupt Chancen auf gesellschaftlichen Wandel oder ist jeder Weg der Reformen und parlamentarischen Beschlüsse das Scheitern linker Projekte?
Über Möglichkeiten und Erfahrungen in und mit Parlamenten wollen wir sprechen und diskutieren. Ziel soll es sein, sich keine Illusionen zu machen, jedoch die Möglichkeiten kritisch und realistisch einzuschätzen.
Einführen mit seinen Erfahrungen wird in die Thematik Niema Movassat (*1984). Er ist Mitglied bei Linksjugend [’solid] und seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestags für DIE LINKE. Dort Mitglied im Ausschuss für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sowie stellvertretendes Mitglied im Rechtsausschuss und Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe.
3. Juni | 20 Uhr | von Linksjugend Bielefeld mit Niema Movassat
4. Juli 2013
Rassistische Personenkontrollen und Möglichkeiten des Widerstands
Racial Profiling beschreibt eine Polizeipraxis, deren Anwendung in Deutschland bisher offiziell geleugnet wird. Dabei geht es um willkürliche Personenkontrollen aufgrund rassialisierter Hautfarbe, Ethnie, Religion, Sprache etc.; eine Praxis, die im öffentlichen Raum – auf der Straße, in Öffentlichen Verkehrsmitteln, in Parks und Einkaufscentern – oft zu beobachten ist. Rassistische Kontrollen gehören für viele Menschen, die in Deutschland nicht der weißen Mehrheitsgesellschaft angehören, zum Alltag.
Biplab Basu von der Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (Berlin) berichtet an diesem Abend über die gegenwärtige Praxis rassistischer Personenkontrollen in Deutschland. Anschließend sollen Handlungsmöglichkeiten gegen Racial Profiling diskutiert werden.
4. Juli | 20h | von move&resist / Antira-AG mit Biplap Basu (Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt)
5. August 2013
Staat oder Revolution – Aspekte linker Bolschewismuskritik
Die Idee der Revolution und die einer sozialistischen Gesellschaft haben im Angesicht der Erfahrung mit dem einst sog. real-existierenden Sozialismus schwersten Schaden erlitten. Zu Recht, hat doch das von Lenin und seinen Nachfolgern angeführte staatssozialistische Expe-riment einen einzigen Trümmerhaufen hinterlassen. Der Kommunismus steht seitdem für politische Unfreiheit, ökonomische Ineffizienz und Staatsterror, dem Millionen von Menschen zum Opfer gefallen sind. Angesichts dessen, was man sich zu verwirklichen vornahm, die Errichtung einer klassenlosen Gesellschaft und die Emanzipation der Menschheit, fällt die Bilanz katastrophal aus. Daran ist nicht zu rütteln. Was jedoch gerne verdrängt und vergessen wird, ist die historische Tatsache, dass es bereits sehr früh eine radikale Kritik von Links am bolschewistischen Staatskommunismus gab. Diese war nicht bloß sehr hell- und weitsichtig, sondern stand auch für eine geschichtlich unterlegene Perspektive: Treue zur Idee radikaler Emanzipation von jeder Herrschaft bei gleichzeitig bedingungsloser Kritik autoritärer Befreiungsmodelle. Der Vortrag will diese von Staatskommunist*innen wie Antikommu-nist*innen in seltener Einigkeit bekämpfte oder ignorierte und entsprechend wenig bekannte Tradition vorstellen und auf ihre bleibende Aktualität hin befragen.
Hendrik Wallat stellt Aspekte seines (fast) gleichnamigen Buches vor.
5. August | 20h | von [association critique] / Gruppe Kritik & Intervention mit Hendrik Wallat
2. September 2013
Fishbowl
Wir wollen anknüpfen an unsere Diskussionsrunde im Januar, bei der wir am Roten Montag darüber debattierten, wie gesellschaftliche Veränderung zu denken, wie sie zu bewirken sei und mit welchem Ziel sie anzustreben ist.
Für eine Diskussionsrunde am ersten Montag im September setzen wir nun das Thema Feminismus.
Dabei stehen insbesondere Fragen danach, wie wir mit feministischen Perspektiven in unserer eigenen politischen Arbeit umgehen und umgehen wollen im Fokus der Debatte. Welchen Stellenwert hat feministische Theorie für unsere Analysen, welchen sollte sie haben und was genau meinen wir damit überhaupt? Wie sehen wir das Verhältnis von feministischen Themen zu anderen linksradikalen Anliegen, wie der Kritik an Rassismus, Kapitalismus oder Antisemitismus? Stehen sie in Konkurrenz, gehören sie zusammen, beides oder sogar nichts von alledem? Welche Rolle spielt Feminismus in unserer Arbeit in den Gruppen und „der linken Szene“ im Sinne einer antisexistischen Praxis? Wie kann eine solche Praxis aussehen und warum scheint sie oft so schwer? Und vor allem, wie kann darüber jenseits von Vorwürfen und Rechtfertigungen diskutiert werden?
Erneut sind neben den Gruppen des Roten Montags auch Einzelpersonen aufgerufen sich
mit fünf-minütigen Statements an der Eröffnung der Diskussion zu beteiligen. Auch über die Eingangs-Statements hinaus ist Publikumsbeteiligung möglich und willkommen!
Um die inhaltliche Moderation zu erleichtern und eine Anknüpfung über den Abend hinaus
zu ermöglichen, meldet euch bitte bei rotermontag@gmx.de
2. September | 20Uhr | von und mit [RoterMontag]
7. Oktober 2013
„Wilder Streik – das ist Revolution“
1973 haben in der damaligen Bundesrepublik fast 300 000 Arbeiterinnen und Arbeiter gestreikt. Ganz ohne Urabstimmung, meist gegen den Willen der Gewerkschaftsführungen. Es gab dabei schmerzliche Niederlagen, wie den Streik bei Ford in Köln. Doch es gab auch ganz ungewöhnliche Erfolge. Dieses Buch erzählt die Geschichte eines Arbeitskampfes, der zu einem solchen Erfolg geführt hat. Es geht um den Streik bei Pierburg in Neuss. Es war der erste Frauenstreik. In ihm standen sich migrantische Arbeiterinnen und deutsche Facharbeiter nicht getrennt gegenüber, sondern handelten gemeinsam. Die Forderungen der Frauen wurden voll durchgesetzt und auch ein Rachefeldzug des Unternehmers vor Gericht scheiterte. Das Buch umfasst Dokumente der damaligen Zeit, die das verständlich machen. Sie zeigen u.a., wie es gelang, sich Rechte zu nehmen, die man eigentlich nicht hat, ohne danach durch die Walze der Repression platt gemacht zu werden. Zudem ist dem Buch eine außergewöhnliche Film-DVD beigelegt, die den damaligen Akteurinnen und Akteuren ein Gesicht gibt und ganz nebenbei den postfaschistischen Geist der Nachkriegsbundesrepublik dokumentiert.
Dieter Braeg, geb. 1940, ist Mitbegründer der WASG in Mönchengladbach, wurde später Mitglied der Partei Die Linke, Mitinitiator der Internetzeitung scharf-links und seit über 50 Jahren Gewerkschaftsmitglied (IG Metall und ver.di). Als Delegierter auf Gewerkschaftstagen der IG Metall setzte er sich insbesondere für die Ablehnung der Atomenergie und für radikale Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ein. Von 1973 bis 1983 war er als Bildungsobmann der IG Metall ehrenamtlich tätig (Funktionsträgerlehrgänge und Lehrgänge zur Geschichte der Arbeiterbewegung in den IGM Gewerkschaftsschulen Sprockhövel und Lohr).
7. Oktober | 20Uhr | von [association critique] mit Dieter Breag
4. November 2013
This is madness! Kapitalismus und die Pathologisierung der Psyche?
Dass diese Welt verrückt ist und auch verrückt macht, ist mittlerweile
längst zur Floskel geworden, mit der das nachbürgerliche Subjekt sein
gesellschaftliches Verhältnis etikettiert. Und tatsächlich ist es fast
schon eine allenthalben zugestandene Binsenweisheit, dass der Kapitalismus
in all seinen Ausformungen in der Produktions- wie Konsumsphäre,
öffentlich und privat, krank macht – und zwar, wie man so sagt, psychisch
krank.
Zweifelsohne gibt es zwischen der protestantischen Ethik und den seelischen
Konflikten mehr als nur Kongruenzen; der von Max Weber beschriebene
Berufsmensch ist
dem Neurotiker und Psychotiker in vielen Merkmalen zum Verwechseln
ähnlich, die technologische Rationalität vom alltäglichen Wahnsinn kaum
unterscheidbar. Früher waren es die nervösen Leiden, die ein ganzes
Zeitalter prägten; dann kam die große Welle der Hysterie, die
Schizophrenie, schließlich – heute – die krude
Mischung aus Depression und Hyperaktivität; weit über die klinische
Psychiatrie hinaus wird Borderline zur selbstverständlichen Diagnose.
Was darüber hinaus allerdings „normalisiert“ wird, ist der pathologische
Befund über die kapitalistische Gesellschaft an sich: sie erscheint zwar
nicht als gesund, aber immer noch als gesündeste Ordnung, um der
Menschheit ein allgemeines Seelenheil zu bescheren. Oder? Und was ist
eigentlich aus der Kritik der Pädagogisierung und
Psychologisierung des Menschen geworden?
4. November | 20Uhr | von AG Freie Bildung mit Roger Behrens
2. Dezember 2013
Roter Dezember
Firmenhymnen – Ein analytisch-satirischer Abend mit Thomas Ebermann und Kristof Schreuf
Ein analytisch-satirischer Abend mit guter und schlechter Musik, zur Erforschung eines Phänomens, das Schlüsse auf die Verrücktheit des kapitalistischen Ganzen erlaubt
Von und mit Thomas Ebermann und Kristof Schreuf
In den vergangen Jahren haben sich einige Tausend Unternehmen eine Firmenhymne zugelegt. Sie versprechen sich davon – in Kombination mit anderen Maßnahmen von Gehirnwäsche und corporate identity – dass die Motivation der Belegschaft steige und der Krankenstand sinke. Wenn man schon, um in der Arbeitswelt zu bestehen, immer neue Höchstleistungen der Entsagung meistern muss, so soll man doch besingen, wie gut man es gerade in dieser Firma mit ihren fairen Chefs und menschheitsbeglückenden Produkten angetroffen hat.
Die Fernsehberichte, die infantile Belegschaften beim Singen ihrer Hymne zeigen, lassen uns in scheinbar glückliche Gesichter blicken. Aber – so lautet der letzte Hoffnungsstrohhalm der Gesellschaftskritiker_innen – vielleicht sind sie ja gar nicht freiwillig angetreten. Vielleicht fürchten sie ja bloß die Repression, die allen Verweigerern des gutgelaunten Mitmachens droht.
Vielleicht aber – das wäre die schrecklichere Variante – ist der Fremdzwang, die Erniedrigung zum Humankapital, schon in das Fühlen und Wollen der Lohnarbeiter_innen eingedrungen. Oder man kann die ganze Scheiße – die Arbeitswelt und die ihr so ähnliche Gestaltung der ‘Freizeit’ – nur ertragen, indem man sich beides als erfüllt und spannend zurecht lügt.
Thomas Ebermann (Autor des Theaterstücks “Der Firmenhymnenhandel”) reflektiert diese Zusammenhänge; Kristof Schreuff (letzte CD: “Bourgeois with guitar”) fällt ihm musikalisch ins Wort, bebildert und widerspricht.
Auf der Leinwand zelebrieren hochkarätige Musikerinnen und Musiker absoluten Schund. Firmenhymnen wortgetreu, aber teilweise mit verführerisch guter Musik unterlegt:
Bernadette La Hengst, Lisa Politt, Thomas Pigor, Dirk von Lowtzow (Tocotronic), Gustav Peter Wöhler, Schorsch Kamerun (Die Goldenen Zitronen), Rocko Schamoni, Harry Rowohlt, Horst Tomayer, Jens Rachut und viele mehr…
Eine gemeinsame Veranstaltung der RoMo-Gruppen
2. Dezember | 20Uhr | von und mit [RoterMontag]